Vorfrühlingsabend

Die Sonne steht nur noch knapp über dem Horizont. Das Licht wird weicher, pastellfarben, und auch wenn es nicht gerade sehr mild ist, so erweckt es doch den Anschein von Frühling.
Es wird allmählich ruhiger ringsum, weit entfernt vernimmt man etwas gedämpfter die menschengemachten Geräusche, hier auf den Wiesen zwischen den Bäumen ist es allerdings schon sehr still.
Nur drüben, ein paar hundert Meter entfernt, jenseits des Grabens schnattert es plötzlich.
Die Graugänse sind wieder da, sie haben mich natürlich längst erspäht, die „Wachgans“ reckt den Hals und sieht aufmerksam zu mir herüber. Friedlich daneben steht ein Paar Nilgänse und frisst sich ein ordentliches Polster an. Noch nie habe ich Nilgänse in natura gesehen, mit ihren dunklen Flecken um die Augen sehen sie etwas skurril aus.

Ganz behutsam, nur nicht stören, nähere ich mich den Tieren, um in eine ordentliche „Schussposition“ zu gelangen. Gut, das genügt, sie sind immer noch ganz ruhig und entspannt. Und für ein paar Fotos genügt das. In einer Naturfotografie-Zeitschrift war letztens zu lesen, dass der Fotograf seine wunderbaren Bilder nicht als Trophäensammlung betrachtete, sondern darauf aus war, die Tiere vor allem in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Dabei gelangen ihm z.B. im Gegenlicht die schönsten Aufnahmen. Diese Philosophie ist mir sehr sympathisch, denn damit gerät man nicht in die Verlegenheit, sich den Tieren zu sehr anzunähern und sie zu beunruhigen. Und – den eigenen begrenzten Fähigkeiten in der Tierfotografie kommt das auch ganz zupasse, wenn da noch ein wenig Landschaft mit dabei ist.
Der kleine Greifvogel auf den Zweigen scheint mich übrigens zu ignorieren, er betrachtet aufmerksam das Gras, schießt tatsächlich plötzlich herab, packt eine Maus und verschwindet mit seiner Beute.

Drüben die Gänse lassen es sich immer noch gut gehen, von den Teichen her zieht eine Kette Graugänse zu den Schlafplätzen.

Und endlich kommt auch er zurück.
Locker trabt er über die Wiesen zum Schilf im Bruch, da wo ich seinen Schlafplatz vermute. Nun wiederholt sich dasselbe Spiel wie vorhin mit den Gänsen, vorsichtig pirscht sich der Radelnde (jetzt Schleichende) uHu in seine Laufrichtung, immer bemüht, ihn nicht zu erschrecken und zu verjagen. Denn obwohl die Tiere in unserem dicht besiedelten Raum an Menschen gewöhnt sind, haben sie trotzdem eine recht große Fluchtdistanz.
Es ist schon ziemlich dämmrig, die Konturen verwischen im Grau allmählich, schade, nun ist er nicht mehr zu sehen. Nun ja, dann ist vielleicht beim nächsten Mal etwas mehr Glück dabei.
Also wird der ganze Kram zusammengepackt – bis ich merke, dass ich beobachtet werde.

Mit diesen Eindrücken fällt der Heimweg nun ganz leicht. Es war wieder einmal schön.
Direkt vor der Haustür…

16 Kommentare zu „Vorfrühlingsabend

  1. Schön eingefangen die Abendstimmung in Wort und Bild.

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    1. Danke Dir 🙂 Ab und zu muss man das Entstehen der Bilder auch ein wenig beschreiben…

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  2. Wunderbare bilder sind das. Das abendlicht wird immer länger und schöner, wie sagt man das – subtiler.

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    1. Danke Peter. Im diesem Zusammenhang habe ich subtil noch nicht benutzt, aber das trifft zu 🙂

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  3. Ich mag es, deine Texte zu lesen und die Bilder zu sehen.

    Das Wetter spielt nicht richtig mit,
    der Frühling lässt uns warten.
    Der Hase, der ist trotzdem fit,
    das Osterfest kann starten.
    unbekannter Verfasser

    Lieben Gruß, Ewald
    🐣🐣🐣

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    1. Schön 🙂 Zu manchen Bildern muss man einfach auch die Geschichte erzählen. Denn so erklärt sich z.B. der Blick des Rehbocks…

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      1. Du machst das Klasse, wie schon einmal gesagt, ich bin nicht der große Schreiber.
        Lieben Gruß, Ewald
        😊😊😊

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        1. Danke – wat mutt dat mutt 😉

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  4. Lovely images Lutz, especially like the Roe Deer looking at you!

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    1. Thanks a lot. It was a surprise when I discovered he was watching me 😉

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  5. Eine wunderschöne Serie. Mich erinnern die Augenringe der Nilgänse an die Augenbinden der Panzerknacker. 🙂

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    1. PS: Panzerknacker ist gut 😀 Aber Du hast Recht…

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  6. Sehr mystische Impressionen-sagenhaftes direkt vor deiner Haustür. Welch ein Geschenk!
    Lieben Gruß
    Ellen

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    1. Danke Ellen. Um Deinen Gedanken mal weiterzuführen – man sollte es wirklich als ein Geschenk begreifen, hier leben zu dürfen. 🙂

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      1. 💕😊

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