Elberadweg – Besuch bei unseren Nachbarn (2)

Abschnitt Litomerice – Bad Schandau / Krippen

Dieses Mal, Ende September, ist die Route flussabwärts geplant.

Wieder einmal zieht es uns ins Böhmische, in unser schönes Nachbarland. Problemlos und entspannt erreicht man mit dem Regionalzug Dresden, steigt dort in den (nur saisonweise und wohl auch nur am Wochenende fahrenden) Zug nach Litomerice (Leitmeritz) ein, der uns ohne zusätzlichen Umstieg in knapp zwei Stunden bis nach Nordböhmen bringt.

Leitmeritz und seine sehenswerte Altstadt am Fuße des Radobyl, eines markanten ehemaligen Vulkankegels, das ist seit Rennrad-Zeiten immer wieder eine Art Traumziel. Wie gern kommt man dort an und streift über den Markt und die Gassen hinunter zur Elbe.

Radobyl, Vulkankegel – da war doch etwas. Ja, genau, Litomerice liegt am südlichen Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges.

Wir verlassen die Stadt, fahren flussabwärts und nach wenigen Kilometern lässt sich inmitten balkanartiger Vegetation mit weiten Maisfeldern und Weinbergen ein schönes Panorama des Böhmischen Mittelgebirges von der Hazmburk bis zum Lovos jenseits des Flusses und des dahinter hervorlugenden Milleschauer bewundern. Auch der Kletecna, der zweite Berg auf C.D. Friedrichs Gemälde ist von hier aus gut zu erkennen.

Dann durchbricht die Elbe in der „Böhmischen Pforte“ das Gebirge. Sehr eindrucksvoll (und ab und zu mit der Loreley verglichen) ist hier der Felsriegel zwischen Lovos und dem Kalvarienberg auf unserer Flussseite zu erkennen, durch den sich die Elbe (bzw. tschechisch Labe) ihren Weg erzwungen hat.

Kurvenreich radelt man nun durch das enge Gebirgstal, in dem sich der Fluss still und glatt (auf Grund einer großen Staustufe) ausbreitet bis Usti nad Labem (Aussig) und wird von der dunkel auf einem Felssporn drohenden Burg Schreckenstein (Strekov) empfangen. (siehe auch Ludwig Richter „Überfahrt am Schreckenstein“)

Die Brücke, auf der 1945 Schlimmes geschah (siehe wikipedia) existiert ebenfalls noch. Keine Wirkung ohne Ursache… Hoffen wir, dass die Menschen doch mit der Zeit dazu gelernt haben.

Übrigens, die Strecke ist auch hier von früheren Rennradtouren durch Nordböhmen her bekannt, lässt sich feststellen, wie viel man im bequemen Flussradler-Tempo so sehen kann. Man kann es sich leisten, den Blick von der Straße auf die Umgebung zu lenken und entdeckt dadurch viele Dinge, die damals einfach übersehen wurden.

Kurz vor Decin weitet sich das Tal, hinter kleineren Bergkuppen erhebt sich der Decinsky Sneznik, der höchste Berg der Sächsischen Schweiz und canyonartig sieht das grüne enge Elbtal hinter der Stadt aus.

Eine Rast in einem Café bei Palatschinken und Aussicht auf die Elbe ist nun gerade Recht. Auf der einen Seite das mächtige Schloss von Decin, auf der anderen Flussseite hoch oben dem kleinen Pseudo-Schlösschen auf dem Schäferberg. Dahinter der sich allmählich grau bedeckende Himmel und eine fahle Sonne. Fast unheimlich wirkt das.

Nach ausgiebiger Pause rollen wir nun entspannt weiter flussabwärts in die Böhmisch-Sächsische Schweiz hinein. Am Ostufer die mächtigen Sandsteinfelsen des Rosenkammes, irgendwann vor uns der Große Winterberg aus ungewohnter Perspektive.

Als der Grenzort Hrensko auf der ostelbischen Seite sichtbar wird, ist unser nur ein paar Stunden langer Böhmen-Ausflug schon vorbei. Ein Foto am Grenzschild, dann sind es bis Krippen, wo wir für zwei Nächte ein Quartier gefunden haben, nur noch wenige Kilometer.

(die knapp 75 Kilometer lassen sich, weil es fast keine Anstiege gibt, sehr geruhsam und abwechslungsreich genießen)

weitere Fotos zum Böhmischen Mittelgebirge sind auf dieser Seite zu finden

8 Kommentare zu „Elberadweg – Besuch bei unseren Nachbarn (2)

  1. Flußabwärts, das entspricht meiner Mentalität. Da geht es nämlich Bergab… 😊😊😊
    Das ist ein schöner Bericht mit tollen Bildern.
    Lieben Gruß, Ewald

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    1. Danke Dir Ewald. 😊 Für Dich müsste es doch gerade mal reizvoll sein, sozusagen am „Heimatfluss“ ins Hinterland zu radeln 😉
      LG Lutz

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  2. Sehr schöne bilder sind das! Ich habe auch mal entlangs die Elbe radgefahren, nicht nach die nachbarn aber nach oben, richtung Dresden. Wunderbar, das landschaft! Dieses jahr war ich in Hamburg, auch an die Elbe… Es ist immer ein spezielles idee, die gleiche fluss, viele hunderte kilometers weiter. 🙂

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    1. Vielen Dank 😊 Du hast Recht. Es ist immer wieder der gleiche Fluss und doch zeigt er sich nach jeder Kurve ganz anders, ganz besonders und speziell. Ich finde, das ist einer der großen Anreize, einen Fluss per Rad zu begleiten .

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  3. Ich melde mich per Mail, wenn ich von meiner jetzigen Tour zurück bin . Es soll in die Nieder und Oberlausitz gehen, Lauchhammer Senftenberger Seen. Elsterniederung und Oberlausitzer Heide dann in Richtung Tschechien.

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  4. Ein sehr schöner Bericht über eine Region die mich auch interessiert. Da ich im nächsten Jahr eh die alten Tagebaubetriebe um Senftleben besuchen möchte, wäre das auch ein Ziel für mich. Lutz hast du aus der Region Campingplatzerfahrungen oder kennst welche . LG Werner.

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    1. Hallo Werner,
      das können wir ja mal per Mail machen. Steht im Impressum. Welche Route hast Du denn ungefähr geplant?
      LG Lutz

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