Unter der alten Schlehe

Soll man am Wochenende nun auf Radtour gehen oder eher auf Kulturreise?
Nun ja – manchmal genügt es auch schon, da zu bleiben, einfach nur die Momente der Ruhe zu genießen und unter der alten Schlehe sitzend, still den Meisen beim Füttern ihres Nachwuchses zuzuschauen.
Pausenlos fliegen die Älteren zum alten, verwitterten, von unseren Kindern vor vielen Jahren im Werkunterricht hergestellten Nistkasten, schlüpfen mit Futter im Schnabel durch das Loch nach innen und kehren mit Eierschalen im Schnabel nach draußen zurück und verschwinden wieder in der Umgebung. Manchmal gibt es „Stau“, dann wartet der oder die später Gekommene mit vibrierendem Flügelschlag so lange auf einem Zweig, bis das Nest frei ist.
Das geschieht ohne jegliches überflüssige Geräusch, denn selbst das kostet wohl unnötig Energie, die der herausfordernden Tätigkeit dann fehlen würde.
Vorbei sind die Zeiten des Nestbaus, in denen das Blaumeisen-Pärchen mit beunruhigtem Zetern jeden zu nahe Kommenden so lange bearbeitete, bis dieser sich in rücksichtsvolle Distanz zurückzog. Das Laubdach glänzt mittlerweile dicht in frischem Grün, das Dickicht ist leider aber nicht so dicht, dass dem Eichelhäherpärchen, welches schon auf der alten Eiche nebenan sitzt, das Treiben verborgen bleiben könnte. Auch wenn der stille Beobachter deswegen meint, ein wenig in den natürlichen Gang der Dinge eingreifen zu müssen, aufsteht und die Lauernden aus der Eiche vertreibt – sie werden wiederkommen – wenn er nicht da ist.
Indessen aber versorgen die Blaumeisen weiterhin unverdrossen ihren Nachwuchs.
Der an einem Nachbarast hängende NABU-Nistkasten blieb dagegen lange Zeit leer, möglicherweise hängt er zu nah am alten Kasten, auch die „Aufrüstung“ mit einer kleinen Leiste als Landehilfe nützte bisher nichts.
Plötzlich dringt aber aus dem Inneren des NABU-Kastens ein Klopfen und Rascheln. Was für eine lärmende Nachbarschaft ist denn hier am Einzug? Da können Einem die stillen Erstmieter, die Blaumeisen, schon fast Leid tun.
Sekunden später schlüpft eine Kohlmeise aus dem Loch, eine Zweite gesellt sich dazu, die hat im Hintergrund auf einem Zweig gewartet und Beide verschwinden auf Suche nach Nistmaterial in den Sträuchern.
Erstaunlich, die Blaumeisen, die der uHu als hartnäckige Verteidiger ihres Reviers kennen gelernt hat, nehmen die lauten Neuankömmlinge ohne Regung zur Kenntnis, akzeptieren diese offensichtlich. Geht doch – mit ein wenig Toleranz und Respekt ist Vieles möglich.
Und so wird der Verzicht auf die großen „Events“ durch die kleinen wichtigen Dinge des Lebens hier draußen mehr als ausgeglichen.

16 Kommentare zu „Unter der alten Schlehe

  1. Ja, das tue ich ganz oft, auch mit Schreiben und Zeichnen.
    Heute habe ich etwas Schönes gezeichnet zu Worten von Hallöle:
    „Wenn wir Frieden, Freude, Glück und Frieden in der Welt haben möchten, ist der einzige Weg dahin:
    Frieden, Freude, Glück und Liebe in uns zu fühlen und zu leben.“
    Diese Worte schrieb ich neben meine Zeichnung nach einem Foto meiner Tochter aus London. Es zeigt eine wunderschöne Rose in einem Park.

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  2. Tolles Theaterprogramm in der ersten Reihe – besser geht nicht! 🙂
    …grüßt Syntaxia

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    1. Hoffentlich wird aus dem Stück kein Drama, wenn Eichelhäher oder Elster noch mitspielen wollen…

      LG Lutz

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  3. Oh, ich beobachte auch gerade täglich „meine“ Gartenmeisen. Bin gespannt, wann sie weg sind mit ihrer Kinderschar.
    LG
    MAren

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    1. Man entwickelt schon fast einen Bezug zu den Vögeln, so vertraut werden die mit der Zeit. 🙂 Wir haben vor Jahren schon einmal zugesehen, wie die Alten den Jungen das Fliegen beibrachten. Hoffentlich kommen alle gut durch.
      LG Lutz

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      1. Stimmt, aber es ist auch immer die Angst da, dass die Vögel ihre Brut nicht durchkriegen. Bei uns sieht es gut aus in den beiden Brutkästen.
        LG MAren

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  4. Zauberhafte Meisen-Fotos! Und dazu der schöne und liebevolle Text!

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    1. Vielen Dank. Das sind schon immer herrliche Augenblicke, wenn man mal aus der „großen“ und lauten Welt in die allernächste Nähe „abtauchen“ kann.

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  5. Ja anstelle der großen Events hier nun die kleinen, für die man nur etwas Zeit und Ruhe benötigt, um sooooo viel zu erleben!
    Die Fotos sind so lebendig, daß ich mir diesmal auch die Zeit nahm, die Worte zu lesen.
    Dafûr ist keine Zeit zu kostbar, und man sollte sie noch einmal lesen.

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    1. Vielen Dank. Das, finde ich, ist das Wunderbare, dass man gerade in den scheinbar kleinen und ruhigen Momenten so viel um sich herum erleben und wahrnehmen kann.

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  6. Das sind die Freuden eines Gartens. Da muss man manchmal überhaupt nirgendwo mehr hin. Uns geht das genauso. Ja und das mit der Elsternvertreibe machen wir auch immer noch. Aber bei uns klaut der Rabe inzwischen die Meisenknödel, der Marder frisst die Waldmäuse mit den hübschen großen Ohren, Eichhörnchen bringen ihre Jungen mit und lauern den Jungvögeln auf. Und Hund Snoopy wird nachts hysterisch, weil Freund Igel wieder über die Terrasse wandert. Ist Leben.

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    1. Da hast Du vollkommen Recht. Aber den Dramen, die sich manchmal abspielen nur zuzuschauen tut schon weh. Man möchte zu gern eingreifen, sollte es aber wohl doch besser bleiben lassen. Ist Leben.

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  7. Schöne Bilder von diesen wunderschönen Vögeln im Flug.

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Kommentare sind geschlossen.

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