18.04.2009
Ein wenig innere Anspannung hatte ich in den vorangegangenen Wochen schon. Aber letzte Woche der Dreihunderter, der gut rollte, auf dem Darß der lockere Fuffi gegen den Wind zum Pramort, ein wenig Vorbereitung hatte ich trotzdem schon.
Gestern abend hatten wir die Startunterlagen in Lübben geholt, Start würde dieses Jahr auf der Festinsel sein, die Läufer starteten am heute in Lübbenau, morgen in Burg. Also fuhren wir nun auch noch einmal nach Lübbenau hinüber und holten dort die Unterlagen für Fränze und gleich für Uwe mit.
Wetter regnerisch nach Wochen mit wolkenlosem blauen Himmel und Sonne. Hermsdorfs kamen etwas später auf dem Camp an, Uwe hatte sich nachmelden lassen, weil seine Unterlagen verschwunden waren und niemand wusste, wo die hin gekommen waren… 🙂
Nun stand er zweimal in der Liste… Aber er bekam das heute wieder hin…
Die Kinder ebenfalls aufgeregt und in Vorfreude…
Und nun stehen wir hier an der verschlossenen Camp-Schranke, die Zeit läuft, ich bekomme langsam die Panik, ich kann niemand, der das Ding aufmacht finden. Uwe ist noch einmal auf dem Camp, kommt gerade gerannt, in meiner aufkommenden Panik will ich schon per Rad nach Lübben, aber das schaffe ich bis zum Start nicht mehr…
Wir sollen nur nahe an die Schranke fahren, dann… Gesagt, getan!
Und siehe, ein Wunder, das Ding geht auf… Technik, die begeistert.
Uwe fährt rasant, aber wir schaffen es, Lübben ist nicht weit weg. Er lässt mich auf dem großen Parkplatz, wo ich auch im letzten Jahr parkte, aus dem Auto, so dass ich mich fünf Minuten vor dem Start noch am Ende des Feldes einreihen kann.
Und dann geht es auch schon los, „Auf die Gurke, fertig, los…“
Gaaaanz langsam drängen und schieben sich die über 250 Fahrer von der Festwiese über die kleine Brücke auf die Straße hinaus. Es dauert Minuten, ehe wir ins Rollen kommen, doch dann, die Polizei geleitet uns bis zum Stadtrand, wird das Tempo spürbar schneller. Wetter, es ist bedeckt, ein wenig trübe, mild, der Wind weht ziemlich gleichmäßig von Nordost. Wenigstens kein Regen… Aber die Sonne bekommen wir heute auch nur selten zu Gesicht.
Das Feld ist weit auseinander gerissen, die Masse ist schon ein Stück weg, ich fahre in einer Gruppe mit ca. 30 – 35 km/h im letzten Drittel. Die Route ist fast die gleiche wie im letzten Jahr, nur Tropical Island lassen wir aus, stattdessen geht es südlich davon über kleine Straßen bis Krausnick, wo der erste Kontrollpunkt ist. Nach ca. 20 Kilometern hält die Gruppe, Einige sind zurück gefallen, ich fahre nun allein weiter. Und siehe, es geht gut, mit gutem Schnitt sauge ich mich sogar an vor mir Fahrende heran und kann die überholen.
Golßen, dann weiter in Richtung Osten, zum Unterspreewald, Dämmerlicht, Gegenwind, einzelne Versprengte hole ich ein, komme an denen vorbei, kurz vor Krausnick im Wald eine Verletzte, ein Sturz(?) am Straßenrand, aber ihre Gruppe ist bei ihr.
Und in Krausnick höre ich, wie einer per Handy telefoniert und von Polizei und Fahrerflucht und Anzeige redet. Aha… Militante Autofahrer!
Die Verpflegung ist wieder einmal super, Wurst-, Käse- und Fettbrote, Bananen, Äpfel, Tee, Apfelschorle, alles was das Herz begehrt… Und natürlich Spreewald-Gurken!!!
Kurze Rast, Stempel, dann weiter. Ich rolle nun in einer Gruppe mit, die recht gemäßigt fährt und ebenfalls einige Einzelfahrer aufsaugt. Doch ca. 10 Kilometer vor dem nächsten KP am Leuthener See, als ich mal die Führung übernehmen und ziehen will, bleibt niemand dran, so dass ich plötzlich allein bin und einige Minuten vor dieser Gruppe am KP ankomme.
Im Augenblick fühle ich mich sogar noch besser als im Vorjahr an diesem Kontrollpunkt. Weiter, nun nach Briesensee, quer durch die Wälder, ich hänge nun an einer zügig fahrenden Berliner Gruppe, der Berlin Crew, allesamt offensichtlich (nach den Trikots) Triathleten, die sich abwechseln in der Führung, so dass ich etliche Kilometer später, ausgerechnet an dem Anstieg, wo ich letztes Jahr die Fichkona-Fahrer ziehen lassen musste, gegen den Wind mit einem Berliner führen muss. Aber das ist halt der Preis fürs Mitfahren. Dafür komme ich sehr kraftschonend bis Straupitz, wo es jetzt, um die Mittagszeit, heiß hergeht. Und die frisch gebackenen Plinsen locken und schmecken! Dazu ausreichend trinken und natürlich Gurken essen 🙂
Über 110 Kilometer sind absolviert, Mittagszeit. Nun aber fahre ich wieder allein, zunächst mit Kantenwind von vorn, es ist ein ganz anderes Fahren als in Gruppe, die Anderen überholen mich, aber ich will nicht dran bleiben, das ist mir jetzt auch zu anstrengend.
Lieberose erreiche ich trotzdem recht gut, mein Zustand ist immer noch besser als zur gleichen Zeit im Vorjahr. So genieße ich dieses Mal die Verpflegung, trinke viel, um ja nicht den Fehler von 2008 zu wiederholen. Und recht entspannt geht es, die Gruppe ist schon weg, Minuten später weiter.
Doch auf der geraden Strecke am Ortsausgang von Lieberose sehe ich einige hundert Meter vor mir die Gruppe. Und im Bewusstsein habe ich die Erinnerung an diesen Abschnitt aus dem letzten Jahr, ein größerer Anstieg, dann lange gerade Straße, recht öde, kräftezehrend, zermürbend, und physisch und psychisch sehr anstrengend bis Burg. Ich werde immer schneller, bin selbst erstaunt, was jetzt, nach 140 Kilometern noch geht und schaffe es, die Berlin Crew, die auch Andere nun integriert hat, wie z.B. zwei Flöhaer Radteufel, wieder zu erreichen.
Am erwarteten Anstieg reißt plötzlich die Gruppe auseinander und als es nach dem Heideplateau wieder nach Westen geht, lasse ich die Gruppe dann doch ziehen. Es ist mir zu schnell…
Und so rolle ich etwas geschafft solo bis Schmogrow-Fehrow, wo mich eine bunt zusammen gewürfelte Truppe einholt. Prenzlau, Zwickau, Meißen… „Komm mit“ ruft mir Einer zu. Nichts besser als das, ich reihe mich am Ende ein und so geht es bis Burg nun doch wieder ganz schön schnell.
Kontrollpunkt Burg, ein alkoholfreies Erdinger, das kommt jetzt gerade recht und schmeckt in dieser Situation super.
Die bunte Gruppe, auch die Berlin Crew sehe ich noch einmal kurz, macht längere Rast, ich steige nach Minuten wieder aufs Rad. Und siehe da, es geht immer noch hervorragend. Bin zwar recht müde geworden, der Wind schiebt auch nicht so recht, aber die letzten 30 – 40 Kilometer bis zum Ziel werde ich nun allein fahren. Spreewald, Wald, Wasserarme, Wiesen, Felder, kleine verstreute Siedlungen, Vetschau, die Autobahn, dann der rekultivierte Tagebau, ab und zu ein paar Familienradler, ein Österreicher aus Wörgl, ebenfalls ein 200er, überhole ich noch, den sehe ich in Lübben noch einmal wieder.
Kurz vor Lübben führt die Route nun auf die Bundesstraße, das ist nicht so toll, im letzten Jahr durften wir wenigstens durch die ruhigeren Gartensiedlungen fahren. Lübben, letzte Rast, Stempel, Speckfettbrote und Gurken. Genial.. Und nun ruhiges Ausrollen an der Spree entlang, inmitten von Familienradlern und Fahrern auf kürzeren Strecken, na ja, wenn es schneller möglich ist, kann man auch etwas schneller fahren, bis Lübbenau.
Die Flöhaer Radteufel überholen mich wieder. Einer grinst, na klar, ich bin mal wieder salzweiß im Gesicht, deswegen!
Lübben, die letzten Kilometer… Die Stadt, die letzte Kurve, hinunter von der Straße, die Brücke, dieser blöde Versorgungslaster, nun müssen wir noch anhalten… Und dann stehen meine Mädels am Ziel, begrüßen mich, dort sind auch die Anderen, fröstelnd. Es ist nicht sehr warm…
Und dann die Spreewaldmaid mit der goldenen Gurke, allerdings muss sie warten, bis Dagi mit dem Fotoapparat so weit ist.
Der zweite Spreewaldmarathon…
211,95 km, 7:32:06 Std, 28,13 km/h.
Toll war’s wieder.