Spreewaldmarathon 2012

Alle Jahre wieder.

Samstag, 21.04.2012

Irgendwie, auch wenn es für mich ist bereits der fünfte 200er bei diesem großen Volksfest im Spreewald ist, sitzt schon Tage vorher eine latentes Kribbeln in mir. Uwe, der den 200er zum ersten Mal mit fährt, schien auch etwas angespannt.
Wie wird es wieder rollen, die Strecke kenne ich mittlerweile in- und auswendig, werden wir gute Gruppen finden, fahren wir allein, wie ist das Wetter, wie stark weht der Wind?
Halb fünf bin ich schon wach, kann auch nicht wieder einschlafen, so dass ich 6 Uhr endlich aufstehe.
Kaffee habe ich mir mitgebracht, Brot ebenfalls, Uwe kommt halb sieben rüber, wir frühstücken, durch das Geraschel und Flüstern werden auch meine Mädels wach, und brechen mit seinem Auto, in dem wir unsere Rennräder verstaut haben, 7 Uhr auf.
Die Sonne scheint, es ist wolkig, 7°C, das Wetter wird sich über den ganzen Tag halten, an windgeschützten Stellen werden es sogar über 20°C sein. Also ideal für uns.
Auf dem großen Parkplatz bauen wir die Räder zusammen und rollen dann zur Festwiese, wo schon viele 200er stehen. Immer wieder respekteinflößend die teilweise doch sehr durchtrainiert aussehenden Leute auf ihren tollen Rädern. Na ja… Wir werden es auch packen, da habe ich keine Zweifel.
Und als Stargast sehen wir am Start Didi Senft, den Tourteufel von der Tour de France. Genial…
Der Mann dieses Mal bei uns, das hebt die Stimmung.
„Auf die Gurke fertig los“, es ist acht Uhr. 500 Teilnehmer sollen es bei diesem Jubiläum auf der 200er Strecke sein.
Wir haben uns hinten eingereiht, rollen über die Brücke durch die Stadt, recht schnell komme ich auf Touren, vermute eine Zeitlang Uwe hinter mir, als ich mich allmählich nach vorn arbeite.
Wie im letzten Jahr lösen sich auf der Strecke nach Golßen die sich kurzzeitig bildenden Grüppchen immer wieder rasch auf, so dass ich immer wieder Anschluss nach vorn finden muss, um dem SW-Wind ein wenig zu entgehen.
Diese Mal sehen wir das Schild am Abzweig in Golßen rechtzeitig, so dass wir problemlos wieder gen Osten finden. Die Gruppe, in der ich bis Krausnick nun mitrolle, ist recht schnell, der Schnitt liegt über 35, aber kein Problem. Ich fühle mich gut, 5500 Trainingskilometer habe ich bis jetzt schon in den Beinen.
Schnell sind wir in Krausnick, herrlich wieder hier die üppige Verpflegung, Brote, Getränke, Gurken, Bananen… Nur die Fitness- und Schokoriegel vermisse ich ein wenig. Na ja… (9:15 Uhr, 40,60 km)
Auch den Verpflegungsgutschein in den Startunterlagen hat man eingespart. Aber trotzdem wieder einmal herzlichen Dank an die vielen netten ehrenamtlichen Helfer, die dieses Fahrradfest so gut betreuen. Es ist schon ein fester und schöner Höhepunkt im Jahr.
Minuten später trifft Uwe ein, wir machen kurz Pause zusammen, als ich mich der langen Beinlinge entledige, fährt er aber schon „langsam“ los.
Und ich rase dann hinterher. So sehe ich nur im Vorbeiflug hinter Schlepzig die Storchenpaare in den Nestern… Es rollt einfach herrlich, bis ich nach 20 Solokilometern die Gruppe einhole, in der Uwe mitfährt.
Eurocamp. (10:20 Uhr, 72,22 km) Stempeln, Uwe will nach der Pause auf eine Gruppe warten, ich fahre zunächst allein los und hänge dann aber bald in einer sich neu formierenden Gruppe drin, so dass es nun am Briesensee vorbei schnell nach Straupitz geht. Eigenartig hier, niemand will so recht führen, als ich dann vorn im Gegenwind fahre, folgt mir niemand, so dass ich plötzlich allein bin.
Also werde ich langsamer und hänge mich in die Gruppe wieder rein, führe nun aber auch nicht mehr. Straupitz – Mittagspause, Massengewühl, die 70er und 110er sind auch hier, Gedränge an den Ständen, es gibt Plinsen und „Gummibärchen“-Fitness-Drinks. (11.35 Uhr, 107,07 km)
Angenehm unter so vielen Gleichgesinnten.
Als Uwe eintrifft, ich sehe ihn nur flüchtig, bin ich schon wieder auf dem Weg und hänge mich nun an eine bunte Gruppe nach Lieberose dran. Aber das Tempo, was die hier veranschlagen, ist heftig.
Bislang habe ich einen Schnitt von 31,5 km/h, aber nun geht es wirklich an meine Grenze. Die ballern mit 40 km/h durch die Gegend, von auch-mal-Führungsarbeit-leisten kann mir keine Rede sein, im hügligen Gelände habe ich zu tun, an der Gruppe überhaupt dran zu bleiben. Respekt vor allem vor dem Fahrer im Fichkona-Trikot, der kilometerlang vornweg fährt. Und so wie wir nun rasen, holen wir etliche andere Gruppen vor uns ein. Ist auch eine Erfahrung. Einige müssen offensichtlich abreißen lassen, das passiert mir dieses Mal glücklicherweise nicht, ich kurbele auf dem großen Blatt, es geht…
Aber in Lieberose bin ich dann doch etwas geschafft. Das halte ich bis zum Schluss nicht durch.
Noch sind es 80 Kilometer. (12:30 Uhr, 132,25 km)
Von Uwe keine Spur, ich esse eine Bockwurst, trinke, trinke, trinke und fahre dann erst einmal allein los, werde dann aber auch vor den Anstiegen in der Heide von einer größeren schnelleren Gruppe geschluckt, so dass ich nun die anstrengendste Passage via Drachhausen und Fehrow mit dem Gegenwind gut mitfahren kann. Auch hier plötzlich wieder das Phänomen, als ich mit dem gleichen Tempo, welches mein Vorgänger fuhr, ebenfalls mal vorn bin, bleibt die Gruppe zurück. Also lasse ich mich zurück fallen und rolle nur noch entspannt in der Gruppe mit.
Den Rastpunkt Fehrow ersparen die sich, leider, denn die Distanz zwischen Lieberose und Raddusch ist recht lang und anstrengend. Aber in dieser Gruppe funktioniert das recht gut, die Starken führen vorn, bei Burg hängen wir uns dann an eine Gruppe 150er dran, die uns nun wiederum mitziehen.
Ärgerlich ab und zu die aggressiven Autofahrer, die sich selbst auf schmaler Fahrbahn in unseren Pulk drängen, dann Gas geben – sinnlos und gefährlich. Stürze gab es übrigens auch, mein Nebenmann, der allmählich über Krämpfe ächzt, erzählt, dass sich sein Kumpel gleich 10 Kilometer nach dem Start hinlegte und einen offenen Ellbogenbruch erlitt.
Auch Uwe sah einige Stürze. Raddusch, der letzte Kontrollpunkt. Noch einmal ein schönes Speckfettbrot, Trinken… (14:00 Uhr, 187,24 km)
Ich sehe Ronald mit Max und Luzie, sie fahren die 70. Nun fahre ich allein weiter, die letzten 30 Kilometer werden schon noch so gehen.
Zunächst vorbei an der Slawenburg, anschließend durch das rekultivierte Tagebaugelände, dann vorbei an Lübbenau, der Herberge, in der wir vor zwei Jahren nächtigten. Auch jetzt komme ich solo noch ganz ordentlich voran, muss aber die Teile der „Lieberose-Raddusch“-Gruppe, die mich ein- und überholen, ziehen lassen. Na gut, eigentlich will ich es jetzt auch noch ein wenig genießen und ausrollen.
Letzte kurze P-Pause an der Bundesstraße nach Lübben, wir werden nun dieses Jahr nicht über den Spreedamm geleitet, sondern müssen uns mit den sicher teilweise recht frustrierten Autofahrern die Straße teilen, dann erreiche ich bald Lübben, letztes Gerüttel auf dem Kopfsteinpflaster, dann geht es wieder über die kleine Brücke auf die Festwiese, begrüßt von Didi Senft. Geschafft.
Die goldene Gurke (eine hohle (?) Lightversion) hängt mir dieselbe Spreewadmaid wie im letzten Jahr um.
15.10 Uhr – der Spreewaldmarathon 2012 ist Geschichte.

208,12 km in 6:29:50 Std., 32,03 km/h Schnitt.

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