03.04.2015
Was soll man da noch sagen?
Der mickrige Winter, für den wir uns aus Radfahrersicht bisher nur bedanken können, bringt sich heute, am Karfreitag 2015, mit niedrigen Temperaturen um die 0°C noch einmal richtig in Erinnerung.
Halb sieben treffen wir uns an der Muldebrücke bei Bad Düben.
Die ersten Kilometer haben fürs Aufwärmen gereicht.
Natürlich war es wieder mal ein Kampf gegen alle inneren Schweinehunde, gegen 5 Uhr im kalten Dunkel auf den Sattel zu krabbeln und sich in Bewegung zu setzen. Doch bis Bad Düben rollte es schon mal nicht schlecht.
Als wir die Dübener Heide überqueren, wird es allmählich hell.
Und wie man es aus dem Hochgebirge so kennt, liegt auch noch etwas Schnee am Straßenrand. Damit man diesen Winter nicht vergisst…
Der Wind weht von West, ziemlich kräftig, jetzt schon… Doch da wir uns gen Nordosten bewegen, gaukelt er uns beste Bedingungen vor, die wir natürlich nach Möglichkeit ausnutzen.
Wittenberg, acht Uhr, 70 Kilometer sind absolviert.
Erste Pause, Essen…
Der wellige Fläming ist danach locker überquert, dort gab es ebenfalls noch vereinzelte Schneereste. Allerdings ist der Radweg mit Vorsicht zu genießen, denn „Niklas“ hat auch hier seine Spuren in Form großer abgerissener Äste hinterlassen.
Treuenbrietzen, 9.15 Uhr, 100 km.
Die erste Tanke gehört erst einmal uns. Kaffee, Bockwurst, Aufwärmen…
Bis Beelitz, Michendorf kommen wir nun wieder entspannt weiter und dann haben wir kurz darauf das Ziel unserer Reise erreicht.
Nur wegen diesem Selfie am Ortseingang von Potsdam haben wir all die Mühen auf uns genommen. Das sollte es wert sein.
Mit diesem Erfolg können wir nun beruhigt die Heimreise antreten.
Entlang des Schwielowsees fahren wir durch Caputh und Ferch. Und nach ca. 155 km gibt es im Wald an der Fahrradstraße nach Brück die nächste Pause.
Das Wetter erbarmt sich nun auch, es wird (etwas) wärmer, die massive graue Wolkendecke reißt auf, die Sonne bekommt eine Chance.
Aber wir wollen nicht meckern, es gab glücklicherweise auch keinen Regen heute – abgesehen von ein paar Tröpfchen oder Graupelkörnern.
Bei Beelitz Heilstätten nutzt Steffen noch alle Mittel, um eine Pause heraus zu schinden 🙂
Doch einen Platten hätte er sich deswegen nicht extra einfahren müssen. Na gut, er bekommt seine Extrapause. Und in der Sonne ist die wirklich ganz angenehm.
Nur der Wind weht auf den nächsten Kilometern über Brück, Bad Belzig und Wiesenburg immer kräftiger frontal von vorn.
Angemessen, behutsam, nur nicht kaputt fahren – das ist die Parole. Trotzdem hat es der lange Anstieg bei diesem Wind bis Wiesenburg hinauf in sich.
So gesehen ist die Tanke bei Wiesenburg jetzt eine kleine Rettung zum Auftanken und Aufwärmen.
Danach geht es etwas lockerer weiter, zumal wir jetzt auch den höchsten Punkt des Fläming erreicht haben und im Prinzip bis Dessau hinab rollen könnten.
Könnten…
Wenn der Wind nicht wäre.
Zugegeben, die Sonne lacht nun freundlich vom vom blauweißen Himmel, aber der Wind ist ätzend…
Hundeluft – Hundewind …
Rosslau, die Elbebrücke, die furchtbaren Radwege, das gewohnt üble Dessau-Erlebnis.
Nur die Tanke, wo es Cola gibt, rettet den positiven Rest-Eindruck der Stadt.
Auch wenn es nach 240 Kilometern nun zunehmend schwer fällt, verschwenden wir keine Gedanken an Abbruch oder ähnliche Dinge.
An der Mulde entlang geht es nun nach Süden, Südosten – und siehe da, der Wind wird plötzlich zum schiebenden Freund.
Raguhn, die herrliche Strecke hinüber nach Jessnitz, Muldenstein und dann die Goitzsche im Abendsonnenschein, einfach herrlich ist das…
Eigentlich sind wir ja heute nur deswegen hierher gefahren. Und ohne den Umweg über Potsdam hätten wir dieses schöne Erlebnis um diese Zeit auch nicht haben können, sprich, wir wären viel zu zeitig hier gewesen.
Also – alles ist gut, alles ist toll.
Noch eine Pause am See, dann geht es über Löbnitz, Reibitz und Badrina nach Gollmenz, wo wir uns nach 285 Kilometern verabschieden.
Klasse – Steffen, war ne prima Tour, können wir gern mal wiederholen.
Die tiefstehende Sonne zaubert noch wunderschöne Lichter, ehe die Dämmerung einsetzt.
Aber da bin ich schon fast zu Hause.
Halb neun rolle ich im Ziel ein.
315 Tageskilometer, recht anspruchsvoll bei diesen Bedingungen.
Schön war es.