Saale-Elster-Tour 2013

Freitag, 09.08.2013

In der Nacht habe ich erst spät und dann ziemlich mies geschlafen. So bin ich am Morgen ein wenig wie gerädert, als ich mich halb sechs aus den Federn quäle. Meine Mädels können noch ein wenig schlafen, sie wollen heute nach Babelsberg. Abends fahren sie dann hinüber nach Berlin, wohin ich dann morgen per Rad folgen werde.
Frühstück, alles ist vorbereitet, dann kann es losgehen.
Ein Blick nach draußen, trübe bedeckter Himmel – aber es regnet nicht. Nur etwas dämmrig ist es.
Doch bei der Abfahrt 6.17 Uhr genügt die vorhandene Helligkeit, um ohne Licht zu starten.
Bis zum Cospudener See, an der Elsterbrücke Ritter-Pflugk-Strasse, wo wir uns 7 Uhr treffen wollen, muss ich mich nun gewaltig sputen, Steffen wird schon warten. Und es ist doch etwas spät geworden. Auf dem neuen Merida Speeder T3 rollt es fast wie auf dem Rennrad, auch hier ist ab und zu ein recht entspannter 30er-Schnitt drin. Trotzdem ist es zehn nach sieben (ca. 24 km), als ich am Treffpunkt ankomme.
Steffen ist bereits da, aber er wartet zum Glück noch nicht lange. Na dann auf…
Er gibt zu Anfang mächtig Gas, ich will da lieber nicht bremsen und ihm meinen langsameren Stil aufdrücken. Wir rollen also zügig in Richtung Westen – auf gewohnter Strecke über Knauthain, Starsiedel bis Weißenfels.
Steffen kennt den Saaleradweg ganz gut, so fädeln wir uns also in Weißenfels darauf ein und dann radeln wir lange Zeit direkt am Fluss entlang. Da es hier keine nennenswerten Steigungen gibt, kommen wir auch hier gut voran. Und der Weg ist sehr schön, ich war hier noch nie, fuhr bisher immer Straße, und muss sagen, ich bin begeistert von der schönen Landschaft.
Kurz vor Naumburg ist die erste Pause angesagt, wir haben ca. 70 schnelle Kilometer in den Beinen – doch alles ist im grünen Bereich.
Der Saaleradweg ist nicht durchgehend asphaltiert, gut, dass wir auf den „normalen“ Rädern unterwegs sind, das geht auch auf Sand und Schotter. Doch vom Juni-Hochwasser, welches gerade hier extrem schlimm war, sind keine Spuren mehr zu sehen.
Der Blütengrund, die Unstrut-Mündung, am anderen Flussufer Weinhänge, durchsetzt von Muschelkalkfelsen. Das ist einfach schön und sehenswert.
Bad Kösen, dann drüben die Rudelsburg und Burg Saaleck, das letzte Mal war ich auf dem Vorbereitungs-300er für die Ostseetour 2008 hier. Nun weiter auf der Straße bis Großheringen, von wo wir der Ilm im idyllischen Tal bis Bad Sulza und weiter bis Obertrebra, kurz vor Apolda, folgen.
Es trübt sich leider immer mehr ein, ein wenig Sonne wäre schön.
Aber na ja… Die letzten Hitzetage waren auch nicht besonders gut zum Langstreckenradfahren.
Die Gegend hier ist mir noch bekannt vom Hochzeitstagswochenende 2006, welches wir in Bad Sulza verbrachten. Damals fuhren wir zu Viert fast die gleiche Strecke.
Am Ortsausgang von Obertrebra ist kurze Pause angesagt, Steffen muss an der Tanke Wassernachschub kaufen.
Dann geht es nach 95 Kilometern endlich bergauf. Und das richtig.
Das Sträßchen bringt uns auf den nächsten zwei Kilometern schnurgerade von ca. 150 Metern auf 350 Meter Höhe. Aber mit dem richtigen Gang und der richtigen Frequenz stellt das an sich kein Problem dar. Steffen hat jedoch massive Probleme mit dem linken Knie, er muss sich viel Zeit lassen. Doch was solls – Zeit haben wir genug – nur keinen sinnlosen Stress.
Während ich oben warte, kann ich im trüben Dunst kann bis zum Ettersberg gucken.
Oben auf der Saaleplatte angekommen, geht es nun wellig über die Höhe und durch verschlafene thüringische Dörfer hinüber nach Dornburg.
Dort, direkt an der Abbruchkante zur Saale hinab, an einem der kleinen feinen Schlösser, machen wir die nächste Rast. Wir haben nun ca. 110 km zurückgelegt, es ist frühe Mittagszeit.
Um uns herum ist Einiges los, im Schlossgarten lässt sich gerade ein Brautpaar fotografieren und dann spricht uns noch ein älterer Herr an, von dem wir in wenigen Minuten auch eine Menge Dinge aus seinem Leben erfahren. Seine Frau hat sich heimlich zurück gezogen und lässt ihn schwätzen. Na ja…
Nach der Pause folgt eine rasante Schussfahrt sehr steil hinab ins Saaletal, die die Bremsen stark fordert, denn mir sitzt schon ein wenig Angst vor einem erneuten Sturz im Nacken. Riskieren will ich lieber nix. Also muss dieses Mal Steffen unten auf mich warten.
Dorndorf, ein paar Kilometer nordwärts auf stark befahrener Bundesstraße und dann sind wir froh, endlich wieder auf die Nebenstraßen zu können.
Der folgende Anstieg führt aus dem Saaletal von 150 Meter zunächst recht seicht, dann aber zunehmend steiler werdend durch ein schönes bewaldetes Tal bis Wetzdorf, wo wir wieder 350 Meter Höhe erreichen.
Weiter geht es dann auf einer leider wieder recht stark befahrenen Straße im permanenten Auf und Ab in Richtung Hermsdorf. Etwas entfernt kann man östlich die A9 erblicken, einige Zeit später
nach einem noch einmal sehr heftigen Stich wechseln wir auf einen Fahrweg im Wald und queren die Autobahn kurz vor Bad Klosterlausnitz.
Leider bricht hier die Lenkerbefestigung meiner Kamera. Aber es hat zu regnen begonnen, also nicht schade, dass ich nun mit dem Filmen aufhören muss.
Bad Klosterlausnitz, der letzte (?) Anstieg, dann ist das Mühltal gut ausgeschildert und wenige Minuten später sitzen wir auf der mit einer Plane überdachten Terrasse an einer Mühle und gönnen uns ein Hefeweizen. Kühl ist es hier oben, zudem regnet es ab und zu recht heftig.
Schade…
Es ist ca. 14 Uhr, ungefähr 135 Kilometer sind absolviert.
Durch das Mühltal und auf dem Radweg bis Hartmannsdorf rollen wir im Anschluss sehr zügig, Steffen kennt auch den Elsterradweg, den wir kurz darauf nehmen und damit die Bundesstraße vermeiden können.
Allerdings hat es dieser Weg auch in sich, der führt nicht direkt am Flüsschen entlang, sondern nimmt jeden kleinen Querkamm mit. Die Gegend ist sehr schön, bei Sonne sicher noch viel schöner, aber nach über 150 Kilometern reicht es heute langsam.
Zeitz, eine offensichtlich sterbende Stadt – Ruinen, trostlose Straßenzüge… Oder sieht das in anderen Stadtvierteln besser aus.
Kurzer Getränkekauf vom Steffen am Stadtrand, dann fahren wir in Richtung Groitzsch weiter. Und in Könderitz trennen wir uns schließlich gegen halb vier bei Kilometer 173.
Steffen radelt via Groitzsch und Pegau an der Elster weiter, ich fahre über Lucka, Ramsdorf, Deutzen.
Die Gegend ist hier trostlos, grau, trübe, schmutzig, ebenso nagt das nieselige Wetter an meiner Laune. Außerdem bin ich die Strecke oft gefahren, es gibt keine Ablenkungen oder Überraschungen, sondern nur noch den zunehmenden Kampf und Krampf, das Ding zum Ende zu bringen.
Physisch geht es mir gut, aber die Motivation leidet enorm.
Und morgen die Berlin-Tour! Was soll das werden?! Habe ich mich da ein wenig überschätzt?!
Lobstädt, Eula – kurze Rast im Bushäuschen, Thierbach, Oelzschau – es riecht nach Heimat. Der Regen hat zum Glück aufgehört.
18.05 stehe ich schließlich wieder vor der Haustür, hier hat es scheinbar gar nicht geregnet.
Auf dem Fahrradcomputer stehen 239,17 km in 9:48:30 Std. Nettofahrtzeit.
Das ist inkl. der Bergeinlage für meine Verhältnisse ganz ordentlich auf dem „Normal“-Rad.

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