09.09.2022 – Salzburg – St. Johann im Pongau
Wir haben, der Ablauf wurde an der Altmühl schon trainiert und optimiert, das ist hier auch nicht anders, die Taschen gepackt, stellen sie an der Rezeption ab, frühstücken noch einmal ausgiebig und dann holen wir uns die Räder.
Zunächst müssen wir noch ein Stück durch recht ruhige Stadtviertel zur Salzach hinüber. Dort beginnt unser Radweg.
Und auf diesen ersten Kilometern beginnt der Regen wieder.
Prima, das geht ja richtig gut los. Aber laut Wetteronline ist das alles prognostiziert, wir müssen diesen Tag irgendwie durchhalten, morgen soll es besser werden.
Als wir an der Salzach entlang allmählich Salzburg in südlicher Richtung verlassen, gibt es auch einmal Regenpausen, zum Verschnaufen sozusagen. In und über den Bergen, denen wir uns nähern, hängen dicke graue Wolken. Aber schön ist dieser Salzach-Radweg schon – da gibt es keine Diskussion.
Der Alpe-Adria-Radweg existiert sozusagen als solcher nur virtuell. Unter diesem länderübergreifenden Projekt verbirgt sich eine Aneinanderreihung von Abschnitten auf verschiedenen Radwegen.
Zunächst ist das also der Salzach-Radweg, dieser wird abgelöst durch den Tauern-Radweg, danach folgt der Drau-Radweg und nach Italien hinein nennt sich die Route dann Alpe-Adria.
Hallein im Regen, viele Autos, schnell weiter.
Nun aber folgen erste giftige Anstiege, das dämpft meine Laune enorm, zumal ich hier an diesen kurzen Stichen meinen Rhythmus noch nicht gefunden habe und ziemlich zu tun habe, während die liebe Reisegefährtin auf dem E-Bike glücklicherweise gut voran kommt. Wir werden von anderen E-Bikern überholt, dann auch Rennradlern, die die Route wohl schnellstens absolvieren wollen, hier herrscht also reger Betrieb. Ab und zu bieten sich nette Ausblicke, wir haben Zeit und wollen das trotz des kühlen grauen Wetters genießen.
Ab und zu erspähen wir nun sogar Bio-Radler… Echt!
Der Lueg-Pass ist die erste, wohl ernster zu nehmende Anhöhe auf unserer Tour.
Bei dem Wetter hatten wir uns die Option offen gehalten, den Pass und die nächsten 17 Kilometer auf der Bundesstraße alternativ von Golling bis Werfen mit der Bahn zu ersparen. Aber plötzlich sind wir schon mitten im Anstieg, die LKWs zischen an uns vorbei, meine Laune sinkt extrem, es ist kalt, nass, anstrengend, der Verkehr nervt… Ich will nicht mehr.
Die liebe Reisegefährtin schaut sich das betrübt an und bekommt wohl nun Sorge, dass Alpe-Adria keine gute Entscheidung war.
Es geht bergauf, und dann, schneller, als gedacht, sind wir schon oben auf der Passhöhe.
Oben kümmert sie sich um etwas Kleines zum Beißen, dann geht es, weil kalt, bergab auf dem Randstreifen der Straße in die Salzachschlucht. Der Fluss strömt und schäumt sehenswert durch die felsigen Engen, es regnet wieder, wir treffen auf Andere mit und ohne E-Bike mit FunActive-Tours-Taschen. Aha – „LeidensgenossInnen“.
Tenneck, Werfen, der wohl letzte Anstieg für heute zur Höhe an der Burg Werfen, die wir schon einige Zeit vorher sehen können.
In Werfen trocken, Berge in Wolken, leider keine geöffnete Gaststätte zum Aufwärmen.
Aber dafür ein schöner Spruch eines dort mit seiner Frau pausierenden Radlers, dass mein Rad wohl auch kaputt sei, da fehle etwas! Kleiner Spaß, der mich leicht demotivierten Bio-Radler wieder aufmuntert. Aber die liebe Reisegefährtin hat die Pässe supergut gemeistert, sie ist gut drauf, fährt trotz allem nur im Spar-Modus oder ganz abgeschalteter Unterstützung. Respekt. So kann das kann wirklich etwas werden. So schaffen wir das.
Zwischendurch treffen wir noch einen älteren Niederländer auf dem Normalrad mit seiner Frau, sie auf dem E-Bike. Diesen Beiden und dieser Konstellation werden wir in den nächsten Tagen immer mal wieder begegnen.
Vor Bischofshofen beginnt der richtige Regen und zwar sehr intensiv, so dass wir in kürzester Zeit ziemlich durchgeweicht werden.
Es bleibt nur die (vorläufige) Flucht in ein Café in der Innenstadt, wo es warm, gemütlich, trocken ist und es prima Kaffee und Kuchen gibt.
An den Wänden hängen Bilder von Skispringern, auf einem großen Bildschirm läuft ein Werbefilm zur angeschlossenen Bäckerei und das Stimmengesumse der anderen Gäste nebst der Blick in den strömenden Regen draußen verursachen eine angenehm schläfrige Stimmung.
Fast geschafft, nun ja, 10 Kilometer sind es noch, der Regen hört nicht auf, irgendwann müssen wir wirklich weiter. Umso heftiger dann der Wechsel in die Kälte raus. Das Wasser läuft durch den Helm über den Kopf in die Jacke, der Schweiß rinnt aus den Schaumpolster in die Augen, das brennt. Fürchterlich, so schnell, wie der nachkommt, kann man gar nicht wischen.
Und endlich endlich stehen wir pitschnass vor dem Stöcklwirt in St. Johann, zwischenzeitlich hat der fahrradcomputer den Geist aufgegeben, es ist zu nass für den Kleinen. Hoch ins Zimmer, Sachen zum Trocknen aufgehängt, Schuhe ausgestopft, aber es ist auch im Zimmer kühl, so dass die Klamotten am nächsten Morgen noch feucht sein werden. Gleichzeitig mit uns trifft die Herren-Senioren-Truppe aus Unna auf ihren Bio-Rädern ein. Diese gehören zum anderen Teil der ActiveTours-Fraktion auf unserer Route und auch ihnen werden wir immer wieder begegnen.
Die nassen Räder dürfen im Rezeptionsraum geparkt werden, bei Einchecken bestellen wir gleich einen Tisch zum Essen heute Abend.
Nach der heißen Dusche geht es dann zum Abendessen, direkt unten im Restaurant.
Und das ist richtig lecker, dazu gibt es noch einen kleinen Plausch mit einem Ehepaar, welches gestern auch in Salzburg dabei war, so dass der Tag nach dem abschließenden Rundgang durchs stille dunkle St. Johann, der Regen hat übrigens aufgehört, sehr versöhnlich endet.
Das E-Bike sagt, dass wir heute ca. 67 Kilometer zurückgelegt haben.
Und vor der morgigen Berg-Etappe habe ich nach den Anstiegen heute einen ganz gehörigen Respekt.








Radfahren kann jeder – aber unter solchen Bedingungen ist das schon eine tolle Leistung,
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Spaß gemacht hat es an diesem Tag eigentlich gar nicht 😉 Abgesehen von wenigen Momenten. Aber wenn es überstanden ist, ist das Gefühl danach umso besser 🙂
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Vielen Dank für diese und all die vorherigen Geschichten Ihrer Etappen. Das muss eine schöne Reise gewesen sein. Zufälligerweise habe ich dort vor ein paar Wochen auch Urlaub gemacht, dann aber für einen Spaziergang. Ein schönes Wochenende wünsche ich ihnen.
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Danke, gern geschehen 🙂 In welcher Gegend bist Du unterwegs gewesen?
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Ich war 14 Tagen in Saalbach Hinterglemm
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Da sind wir ja tatsächlich ganz nah vorbei gefahren.
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